Flieger in Borken halten Erinnerung wach
Vor bald zwei Jahren sind drei junge Mitglieder des Luftsportvereins Borken bei einem Flugunfall in Sachsen-Anhalt ums Leben gekommen. Die Erinnerung an die drei Jugendlichen sind am Flugplatz in Hoxfeld weiterhin präsent. Die Flieger nehmen sie sogar mit in den Himmel.
HOXFELD. Am 18. Juli ist es zwei Jahre her, dass drei junge Flieger des Luftsportvereins Borken bei einem Flugunfall in Sachsen-Anhalt aus dem Leben gerissen wurden. Eine Katastrophe, die den Hoxfelder Verein verändert hat. Wie die Familien musste auch der ganze Verein lernen, mit dem Verlust umzugehen. Die Mitglieder haben sich fürs Erinnern und gegen das Verdrängen entschieden. „Wir sind dadurch enger zusammengerückt“, sagt Vorstandssprecher Thomas Grunden.
Wenn die Segelflieger irgendwann demnächst in ihre Saison starten, dann sind Kim, Leo und Noa dabei. Eine Flugschülerin dreht dann nicht mehr in „Bravo Oskar“ oder „Bravo Alpha“ ihre ersten Runden, sondern in einer Maschine, die den Namen eines der toten Jugendlichen auf der Heckflosse trägt. „Das war eine Idee aus den Reihen der Flugschüler“, erinnert sich Grunden. Im Verein gab es darüber eine kontroverse Diskussion. Ist das ein angemessenes Erinnern? Oder schrecken die Namen eher ab? Am Ende entschied man sich, dass es ein schönes Zeichen ist, dass die drei Hobbyflieger symbolisch noch regelmäßig mit in den Himmel aufsteigen können.
Orte der Erinnerung hat der Verein mittlerweile mehrere geschaffen. Auf einer Wiese stehen drei Bäume, die die Familien gepflanzt haben. Im Briefingraum, den der Verein mit moderner Technik neu eingerichtet hat, gehört eine Ecke Kim, Leo und Noa. Dort stehen ihre Bilder, bei Schulungen zündet häufig jemand die Kerzen davor an. Ein Ort der Erinnerung.
Aber keiner, der das Vereinsleben lähmt, das war allen Beteiligten wichtig. Dieser 18. Juli 2021, er ist im Verein präsent, und soll das auch bleiben. Aber der Blick soll nach vorne gehen. Die ersten Überlegungen laufen schon fürs Jahr 2025, dann wird der Flugplatz in Hoxfeld 50 Jahre alt. Im Jahr darauf feiert der Verein seinen 100. Geburtstag. Das wollen sie groß feiern, mit Nachbarn, Freunden und Neugierigen.
Dafür hat der Verein jetzt schon an mehreren Stellen investiert. Hat sein ohnehin schon hübsches Vereinsheim noch ein bisschen aufgemöbelt, hat neben dem Briefingraum auch die Toiletten erneuert und nach Süden hin eine neue, schöne Terrasse geschaffen, auf der man sich begegnen kann. Ein Glas Wein in der Linken, eine Bratwurst in der Rechten, die Sonne im Gesicht. Der Verein hat 245 Mitglieder, davon fliegen rund 100. Und es ist zwar nicht mehr so ein Selbstläufer wie vor 20, 30 Jahren, aber der Verein findet immer wieder flugbegeisterten Nachwuchs, erzählt der Vorstandssprecher. An Segelflug-AGs der Borkener Schulen nehmen aktuell 18 Jugendliche teil. „Und da bleiben häufig einige bei uns hängen“, berichtet Grunden. Im vergangenen Jahr waren es vier, die nach dem Schulangebot Mitglieder im Verein wurden. Flieger sehen, ob jemand das Flieger-Virus in sich trägt.
Irgendwann in den nächsten Wochen, wenn das Wetter stabiler ist und nicht so launisch, dann wird jemand, vielleicht einer dieser jungen Flugschüler, sagen: „Ich flieg‘ mit Kim.“ Viele im Verein tröstet dieser Gedanke.
Quelle: Borgender Zeitung vom 28.03.2023 Text und Bilder Sven Kauffelt