Modellflugzeug-Pilot mit 90 Jahren

Horst Böhms große Leidenschaft ist das Fliegen. Seit einigen Jahren hat sich der 90-Jährige dabei auf den Modellflug konzentriert. Mehr als 100 Modellflugzeuge habe er bis jetzt in seinem Leben gebaut. „Echte Originale“, beschreibt er seine Flugobjekte. „Das sind alles Eigenbauten“, ergänzt er.

Am liebsten baue er nach einem Bild ein Flugzeug. Modellsätze zu verwenden kam für ihn früher nicht infrage. Jetzt sei das schon mal anders. Bis vor wenigen Jahren hatte er einen 22 Quadratmeter großen Werkstatt-Keller, erzählt er. Seit dem Umzug vor ungefähr drei Jahren nach Heiden ist seine Werkstatt nun deutlich kleiner. Eins seiner Modelle ist die Junkers Ju-52. Mit dem Spitznamen „Tante Ju“ in der Bevölkerung besser bekannt.

Die Ju-52 zählt zu Böhms Lieblingsmodellen. Dieses dreimotorige Verkehrs- und Trans‐ portflugzeug hat er insgesamt sieben mal nachgebaut. Ein Modell häng im Flugzeugmu‐ seum in Sinsheim. „Direkt neben dem Original“, erzählt er ein wenig stolz. „Ich versuche, in meinen Modellen immer eine Besonderheit einzubauen. Beispielsweise bewegen sich bei meiner Ju-52 die Steuerhörner in den Händen der Piloten.“

Auch eine Tiger Moth hat er nachgebaut. Dieser Doppeldecker aus dem Jahr 1945 flog bis vor einigen Jahren im Original am Flugplatz Hoxfeld und steht jetzt in einem Museum. Für den Modellbauer, der bei schönem Wetter fast jeden Tag auf dem Flugplatz zu finden ist, bedeutet der Modellsport sehr viel. „Modellflug macht einfach Spaß und ist bis ins hohe Alter möglich.“

Das Besondere und Positive sei neben der großen Freude eben auch die Gesundheit:

„Es hält mich fit, körperlich und geistig.“ Ein wenig dem Alter gezollt, habe er nun ent‐ schieden, nicht weiter als etwa 100 Kilometer zu Flugtagen oder zu Fliegertreffen zu fah‐ ren. Durch seine außergewöhnlichen Modelle ist er in ganz Deutschland bekannt. Seine Modelle seien sehr gefragt bei den Veranstaltern von Flugschauen. „Auch bei den Kin‐ dern“, fügt er mit einem verschmitzten Lachen an. Für diese hatte er sich mit seinen Mo‐ dellflugfreunden auf einer Flugschau etwas Besonderes ausgedacht: ein Modellflugzeug, das mit Bonbons beladen wurde und diese dann über dem Publikum abwarf.

Eines haben die Flugzeuge, die Böhm baut alle gemeinsam: sie sehen gut aus. Doch viel wichtiger ist ihm dabei: der Flieger muss auch gut funktionieren. „Bisher sind alle Model‐

le, die ich angefangen habe, auch fertig geworden und konnten abheben“, blickt er zu‐ rück. „Der Erstflug ist immer das Spannendste.“ Ein Breezer-Nachbau, die Tecnam 2016 des italienischen Flugzeugherstellers, ein Ultraleicht-Flugzeug oder auch der Eindecker des Rheder Flugpioniers Wilhelm Krumsiek dem Jahr 1909 sowie die Spirit of St. Louis, dem Langstreckenflugzeug mit dem Charles Lindbergh 1927 den Atlantik überflog, sind nur einige der Modelle, die Böhm nach Fertigstellung in die Lüfte gebracht hat.

Die Faszination für das Fliegen teilt Horst Böhm mit vielen anderen. Hier in der Region, in die es den gelernten Berufskraftfahrer und gebürtigen Breslauer nach vielen Irrungen und Wirrungen geführt hat, findet er dafür viele Gleichgesinnte. Im Luftsportverein Borken, in dem er lange selber geflogen ist und auch auf den Modellflugplätzen in seinem Heimat‐ verein Raesfeld oder auch in der Modellfluggruppe Borken.

„Bisher sind alle Modelle, die ich angefangen habe auch fertig geworden und konnten abheben“,betont Flugzeugbauer Horst Böhm.

Quelle: BZ Text&Foto: Christa Niermann